
Neue Perspektiven und Transferpotenziale aufgezeigt: EMPOWER-Veranstaltung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
EMPOWER gibt im LUX Pavillon Einblick in anwendungsorientierte Forschung, bietet Fachpublikum eine Plattform des Dialogs und vernetzt Forschung und Praxis
Mainz, 24.04.2025: Neue Perspektiven versprach die gestrige EMPOWER-Transferveranstaltung, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen in den Blick nahm – und hat geliefert: In insgesamt sieben halbstündigen Fachvorträgen stellten Expertinnen und Experten im LUX Pavillon in der Mainzer Innenstadt innovative Forschungsansätze und Projekte vor, an denen die EMPOWER-Hochschulen aktuell arbeiten. Zudem boten Denkanstöße, die gemeinsam im World Café-Format erarbeitet wurden, dem Fachpublikum ausreichend Anregungen für Austausch und Vernetzung.
Wie können digitale Hilfsmittel und Bildungsangebote die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen stärken? Wie lassen sich Daten im Gesundheitswesen sicher nutzen? Welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich für Augmented und Virtual Reality im Gesundheitswesen? Unter dem Dach von EMPOWER hatten die Hochschule Mainz und die Katholische Hochschule Mainz am 23. April 2025 Branchenvertreterinnen und -vertreter ins LUX Pavillon geladen, wo sie diese und viele weitere Fragen mit ihren Gästen erörterten – darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen und Institutionen der Gesundheitsbranche sowie Studierende.
„Digitalisierung bringt neue, innovative Lösungen hervor. Mit Blick auf Fachkräftemangel und demografische Entwicklung ist dies gerade für das Gesundheitswesen von elementarer Bedeutung, denn so kann zumindest eine anteilige Kompensation erfolgen“, ordnet Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer an der Hochschule Mainz, die EMPOWER-Veranstaltung in den Gesamtkontext ein und ergänzt: „Ob KI-basierte Prozessanalysen für Behandlungsverläufe, VR-gestützte Anwendungen in der Physiotherapie oder Tumordetektion mithilfe modernster Technologie – all dies sind zukunftsorientierte Lösungsansätze. Aber auch technisch einfache Lösungen wie zum Beispiel webbasierte Informationen für werdende Mütter insbesondere mit Migrationshintergrund besitzen ein hohes Innovationspotenzial. Sie alle haben eins gemeinsam: Durch anwendungsorientierte Forschungsprojekte können große Transferpotenziale für Wirtschaft und Gesellschaft im Gesundheitswesen erschlossen werden.“
Umfassender Einblick in aktuelle Projekte im Kontext Digitalisierung und Gesundheit
Fachlich gab es am Mittwochnachmittag einen umfassenden Einblick in aktuelle wissenschaftliche Projekte und Aktivitäten der Hochschulen im EMPOWER-Verbund: Den Auftakt bildete ein Team um Prof. Dr. Sven Pagel und Prof. Dr. Tobias Walter von der Hochschule Mainz, das mit Hilfe von Process Mining und Machine Learning Gesundheitsdaten in Rheinland-Pfalz analysiert. Ziel des Projekts ist es, am Beispiel von Prostatakrebs Behandlungsmuster zu erkennen und Potenziale zur Vorhersage und Verbesserung von onkologischen Behandlungsverläufen zu erschließen.
Um die Mundgesundheitsforschung ging es im Part von Dr. Jean-Jacques Ponciano, ebenfalls Hochschule Mainz. Er stellte eine neuartige Methode vor, die Hyperspektralbildgebung und Deep Learning kombiniert, um die orale Diagnostik zu verbessern und Karzinome früher erkennen zu können.
Florian Diller von der Hochschule Worms zeigte auf, wie es mit Augmented Reality und 3D-Technologie gelingen kann, die physiotherapeutische Arbeit auf ein neues Level zu heben, Patientinnen und Patienten präzise Bewegungsabläufe näherzubringen und Therapeutinnen und Therapeuten auf diese Weise zu entlasten.
Spannende Ansätze steuerte auch die Katholische Hochschule Mainz bei: Prof. Dr. Sabine Corsten beschäftigt sich mit Biographiearbeit in der Altenpflege mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen in Pflegeeinrichtungen zu verbessern. Der von ihr aufgezeigte Weg führt über digitale Lösungen, die dazu dienen, Erinnerungen an wichtige Orte im Leben zum Beispiel durch Bilder oder Geräusche zu stimulieren. Auf diese Weise soll mehr Partizipation und soziale Teilhabe dieser gesellschaftlichen Gruppe erreicht werden.
Eine mehrsprachige und niedrigschwellige Homepage ist das Ergebnis des EMPOWER-Projekts „Learningsnacks for Mothers“, das Prof. Dr. Sandra Bensch präsentierte. Als bildungsgradunabhängiges, digitales Angebot wird diese Website entwickelt, um Schwangeren und Müttern – insbesondere solche mit einer Flucht- oder Migrationsgeschichte – den Zugang zum deutschen Gesundheitssystem zu erleichtern.
Schließlich gab es noch zwei Fachbeiträge, bei denen das Thema Daten im Vordergrund stand: Die gesetzlichen Grundlagen, Rahmenbedingungen und Bestrebungen auf europäischer sowie Bundesebene, die Forschungseinrichtungen und Unternehmen kennen sollten, wenn sie Daten aus dem Gesundheitsbereich heranziehen möchten, ordnete Philipp Kachel vom Institut für Digitale Gesundheitsdaten für die Anwesenden ein.
Dass die Vision, ein vernetztes Gesundheitsdatenökosystem aufzubauen, auch ihre Tücken hat, thematisierte Prof. Dr. Nicolai Kuntze. Der Experte für IT-Sicherheit von der Hochschule Mainz warf anhand von E-Rezept und elektronischer Patientenakte abschließend ein Schlaglicht auf die Problematik, die mit der Nutzung von sensiblen (Gesundheits-)Daten einhergeht.
Vernetzung von Forschung und Praxis
Prof. Dr. Thomas Hermsen, Leiter des Instituts für angewandte Forschung und internationale Beziehungen der Katholischen Hochschule Mainz, brachte die vielfältigen Fachbeiträge auf den Punkt: „Deutschland verfügt über eine pflegerische und medizinische Versorgung, um die uns viele Länder beneiden. Zugleich sind die Herausforderungen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, aber auch der Globalisierung und technologischen Entwicklung enorm. Patentlösungen gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, dass sich Forschende und Praktiker begegnen und miteinander vernetzen.“
Zur Vernetzung des Fachpublikums trug vor allem auch die World Café-Session bei, die zwischen den Vorträgen anberaumt war und bei der die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse und Erfahrungen einbringen konnten und so miteinander ins Gespräch kamen. In zwei Durchläufen à 20 Minuten standen die folgenden, moderierten Module zur Wahl:
· Datenkompetenzen im Gesundheitsbereich: Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation
· New Work in der Pflege – Utopie oder Chance?
· Mixed Reality im Gesundheitswesen
· TRAIN - Digitale Gesundheitskompetenz in der Physiotherapie
· APNs und Telehealth: Neue Wege in der Versorgung von Menschen mit der Parkinson-Krankheit
· Gesund. Sicher. Selbstbestimmt. – Digitale Souveränität in der Gesundheitsversorgung
„Die EMPOWER-Veranstaltung zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen hat gezeigt, wie vielfältig die Themen sind und wie groß das Interesse an Austausch und praktikablen Lösungen ist. EMPOWER bietet hierfür eine wichtige Plattform des Dialogs, um Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen zusammenzubringen. Die sehr positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden sind uns Ansporn, dieses Format weiter auszubauen“, so das Fazit von Prof. Dr. Thomas Hermsen.